Leseproben
Anbei einige kleine Leseproben. Für Alle die mehr wissen, oder sicherst mal etwas Appetit holen wollen. Ich wünsche den geneigten Lesern viel vergnügen bei einem ersten Einblick.
Aus "Kains Hunger und Babels Wahn" Teil 1, erstes Buch der gelben Serie
Robert Christian Crowford begann wie ein Priester von seiner Kanzel zu predigen. Anfangs noch so als würde er aus dem Buch der Offenbarung vorlesen. Dann steigerte sich seine Ausführung, wurde immer feuriger und er führte seine Visionen aus, wie ein Getriebener. Ein Besessener dessen Worte sich in lodernde Flammen verwandelten, welche eine Zukunft heraufbeschworen, so düster dass kein menschliches Hirn sie sich vorstellen möchte.
Wie der gigantische, feiste Cthulhu sich erhob, mit seinem Krakenkopf und angelegten Drachenschwingen, angebetet und aus seinem Schlummer gerissen, der hätte ewig währen sollen, durch blasphemische Gesänge seiner Verehrer. Groß wie ein Berg verschlang Cthulhu die Bewohner ganzer Städte, sein Hunger entvölkerte Wälder, rottete ganze Gattungen aus. Und selbst jene die sein Loblied sangen wurden von ihm aufgefressen, so wie der Wal im Ozean das Plankton ohne Bedenken verschlingt.
Und als ob es noch nicht genug der Geißelung der Menschheit und des Planeten gewesen wäre, tauchten dann die anderen großen Alten auf. Und sie brachten alle Arten der Entwürdigung und Pervertierung der Erde mit sich.
Die abscheuliche Shub-Niggurath spreizte ihre Ziegenbeine. Ihre gedrehten Hörner hoch erhoben, voll schmutziger, geiler Lust meckern. Und alle Arten von Monstern krochen aus ihrem Schoß. Ihre Zahl waren Legion. Und die Monster kreuzten sich mit Mensch und Tier und ihre perverse Saat bevölkerte den Planeten und überschwemmte ihn mit immer neuen, abscheulicheren, irrwitzigeren Formen. Ja die Brut der Ziege vermehrte sich sogar schneller, als Cthulhu selbst sie verspeisen konnte.
Und Nyarlathotep, der klügste und wissendste unter den Großen Alten, enthüllte sich den Gelehrten der Menschheit. Mit seinem gewaltigen, einer verdrehten, verwachsenen Languste ähnlichen Tentakelleib, machte er die Wissenschaftler und Gelehrte zu seinem Volk. Und die Gelehrten blickten in die Tiefen des verbotenen Wissens und brachten Tod und Vernichtung unter die anderen Völker. Mit den Gewalten der Elemente und der Ewigkeit. Sichtbar und unsichtbar war das Sterben und der Tod. Denn das Wissen war ihre wahre Waffe und die Gewalten welche die Gelehrten verwandten machten sie selbst zu Monstern. Manche veränderten ihre Körper, andere verschmolzen ihre Körper mit Maschinen oder gaben ihre Körper ganz auf um in Maschinen, in Wirten oder als reine Energie zu existieren.
Und Hasturs Geist kam über Menschen und Mutanten in Form seiner goldenen Maske, welche verbirgt was Hastur nicht mehr hat. Die gelben Fetzen seines Gewands flatterten peitschend im Wind und brachte ihnen seine Gabe, Irrsinn und Zersetzung. Und sie fielen übereinander her um sich gegenseitig oder aber auch um sich selbst zu zerfleischen. Und manche unter ihnen begannen ein Werk, welches nur der verstehen konnte, welcher den Verstand verloren und den Irrsinn empfangen hatte. Und ihre Führer sahen goldene Visionen während ihre niederen Knechte bei lebendigem Leib sich zersetzten und Leichen ähnlicher wurden als den Lebenden.
Und die gefallenen, Menschen wie Tiere, Monster und Mutanten erhoben sich als Untote unter dem Banner des sich unter den Wellen windenden Glaakis um seinen Schrecken unter alle Lebenden ihrer eigenen Art zu tragen. Und sie brachten seinen Krieg und ihre Zerstörung mit sich.
Und verderbte Sporen brüteten in lebenden Wesen um sich von ihnen zu ernähren. In ihnen wachsend, um aus ihnen zu brechen und sich über die Erde zu verbreiten. Als eine Flut bösartiger Parasiten, welche sich selbst genügten.
Und Vater Dagon, der Gewaltige, ließ die Meere sich selbst gegen das Land erheben, über alle Ufer tretend. Und seine unheiligen Kreaturen führten gegen alles was über die Landmasse läuft Krieg. Jene Menschen, die zu Fischen geworden waren, griffen ebenso die Landbewohner an, wie Seetiere und gigantische Gallertgebilde. Auf festem Grund konnten die Landbewohner Dagons Völker schlagen. Doch in und auf dem Wasser waren sie dem Untergang geweiht. Und alsbald gab es keine Schifffahrt mehr.
Und Chaugnar Faugn, die feiste Karikatur eines Elefanten, offenbarte sich den primitiven Stämmen und Völkern der Menschheit. Jenen, welche keine oder kaum Technologie hatten und machte ihre Körper selbst zu Waffen welche sie als seine Armee gegen die Anhänger der anderen Großen Alten im letzten Krieg führten. Wie in einem Fiebertraum unter den Klängen seiner Trommeln.
Und Yig führte seine Echsen und Schuppenkreaturen und jene Menschen und Menschenfresser welche ihm folgten gegen den Rest aller warmblütigen Kreaturen um sie zu vergiften und zu verspeisen. Doch wurden sie zermalmt von den Heerscharen der anderen Großen Alten und Yig musste sich am Ende zurückziehen, dorthin woher er gekommen war. Wäre er doch sonst von Cthulhu selbst verschlungen worden.
Und die Zeit des dürren, gebeugten Quachil Uttaus mit seinem großen Schädel brach an. Und sie brachte den Zerfall durch den Zahn der Zeit selbst mit sich. Entzog Quachil Uttaus doch Lebewesen wie Gegenständen selbst ihre Zeit. Und so ließ er von Menschen nur Staub zurück und selbst Berge zerfielen zu Sand.
Und da öffnete Yog-Sothoth, der Herr der tausend Augen mit seinem rankenden, verwachsenen, tausendfach kugelbewährten Leib aus glotzenden Augen die Portale. Und die Realität selbst wurde gedehnt und verändert, verzerrt und widernatürlich schwingend. Als könne die Realität nicht länger sie selbst bleiben. Und seine treuen Gefolgsleute ließen all die grässlichen, gigantischen Kriegsmonster frei welche sie zu seinem Willkommen gezüchtet hatten, um ihren Herrn zu preisen und sein Lied zu singen.
Da brach Cthugha, ein Feuerball mit einem flüssigen Glutfelsen als Kern sein Siegel. Und große Teile des Landes verbrannten und mit ihm die Kreaturen die das Land bevölkert hatten, ebenso blind wie die Armeen die um das Land gekämpft hatten.
Und Ithaqua, gewaltig wie ein Titan, hungrig und von der Aura des Frostes umgeben brach sein Siegel und brach das verbrannte Land mit Kälte und ließ es gefrieren. Und unerbittliche Stürme tobten zwischen Feuer und Eis um alles zu zermahlen was noch lebte.
Robert Christian Crowford war erschöpft auf die Knie gesunken. Seine Stimme nur noch ein brüchiges, fiebriges Flüstern. Miss Fairchilde war in die Hocke gegangen um den armen Crowford zu stützen und zu beruhigen. Doch Crowford konnte nicht aufhören zu sprechen, bevor er am Ende seiner Visionen angelangt war.
„Sie habe ich gesehen, Professor, wie Sie sich Yog-Sothoth selbst entgegenstellt haben. Sie haben sein Portal von innen versiegelt, aber Sie wurden auf ewig in Raum und Zeit verschlungen, verdammt zwischen den Sphären ohne Halt und Rettung.“
Dann sah Crowford von Bredow an.
„Sie habe ich auch gesehen. Sie haben bis zu Letzt eine Handvoll Soldaten gegen alle Feinde der Menschheit geführt. Mit Säbel und Pistole in den Händen waren Sie einer der letzten Verteidiger der Menschheit. Auch wenn Sie ein Auge verloren hatten und eine Augenklappe trugen, ich habe Sie erkannt. Sie waren auch dabei, Mister Castello und Sie Miss Fairchilde.
Doch dann kam Azathoth und mit seinem ersten Blick löschte er alles Leben auf der Erde aus. Und selbst die anderen Großen Alten flohen voller Angst und Abscheu. Und mit seinem zweiten Blick zerstörte Azathoth die Erde selbst, welche nur noch eine nackte, tote Kugel war und ließ sie schließlich als Staub zurück.
Oh mein Gott, oh Gott, wenn es Dich jemals gab, warum hast Du uns verlassen? “
Der Professor und Miss Wainwright machten sich eifrig Notizen. Crowford selbst war durchgeschwitzt und am Ende seiner Kräfte. Der nackte Wahnsinn glänzte fiebrig in seinem irren Blick. Der Doktor und Mister Castello stützten den armen Crowford und führten ihn zum Sofa, wo er sich ausruhen konnte.
Aus "Kains Hunger und Babels Wahn" Teil 2, zweites Buch der gelben Serie
Edward Maximilian Armstrong wollte etwas erwidern, aber Tristan schnitt ihm das Wort ab, bevor der alte Gelehrte überhaupt ein Wort gesagt hatte.
„Mein Kommando, ich bin für die Mitglieder verantwortlich. Jetzt gehen Sie, bringen Sie unsere Leute hier heil heraus!“
Edward nickte grimmig, auch wenn ihm die Sache nicht besonders gefiel, dann rief er mit seinem tönenden Bass.
„Folgt mir!“
So setzte sich Edward an die Spitze der nunmehr nur noch vier Personen großen Gruppe. Edward blickte sich noch einmal um. Er sah Tristan zurücklaufen in Richtung Gretchen und hungriger Meute. Amelia hatte angehalten und sah sich um, ihr Blick folgte verständnislos dem deutschen Arzt.
Mikel nahm Amelia bei der Hand.
„Der Doc weiß schon was er tut, kommen Sie Miss Fairchilde!“
Zur Bekräftigung seiner Worte packte nun Summer Amelias anderen Arm und so wurde Amelia eher die Straße hinunter gezerrt als dass sie selbst gelaufen wäre.
Gretchen hatte den Feuerball mit viel Energie gewirkt, aber die Auswirkungen auf ihren Geist waren entsprechend. Die Umgebung verschwamm ihr immer wieder kurzzeitig leicht vor den Augen und sie hatte das Gefühl immer etwas zu wenig Luft in der Lunge zu haben. Ihre Beine fühlten sich kraftlos und unsicher an.
Gretchen fluchte ärgerlich vor sich hin, als sie Tristan auf sich zukommen sah. Sie hatte niemanden um Hilfe gebeten, aber der Narr brachte sich nun unnötig in Gefahr, auch wenn es gut gemeint war.
Daher spuckte Gretchen etwas giftig dem guten Doktor entgegen.
„Ich komme klar, bringen Sie sich selbst in Sicherheit!“
Tristan stützte Gretchen etwas und erwiderte freundlich.
„Ich freue mich auch Sie wieder zu sehen. Ich bin für alle Leute unter meinem Kommando verantwortlich, niemand wird zurückgelassen.“
Gretchen knurrte etwas Unverständliches.
„Ich stehe nicht unter ihrem Kommando!“
Dennoch konnte Gretchen ein Lächeln nicht verbergen.
Der Doktor schlug nicht den direkten Weg zur weißen Kirche ein. Gretchen war klar, dass Tristan die Verfolger von den Anderen ablenken wollte. Im Grunde ein guter Plan. Auch wenn er Gretchen und Tristan zu Ködern machte.
Also schlugen Gretchen und Tristan einen Haken und bogen in eine kleine Gasse ein. Die Häuser an der Straße waren meist aus Stein oder gelegentlich aus Holz errichtet. Selbst die Holzhäuser waren stabil und instand gehalten worden. Doch hier in den verwinkelten Gassen konnte man nicht mehr von Häusern sprechen, es waren heruntergekommene Holzhütten, Baracken und Verschläge. Der Boden war matschig und stellenweise mit Kot verunziert, teilweise menschlichen Ursprungs, teilweise tierischen Ursprungs.
Plötzlich splitterte Holz auf Bodenebene. Knorrige, abgemagerte Hände ergriffen Gretchens Knöchel, die Hexe wäre beinahe gestürzt. Ein Mutant des Hungers zwängte sich zwischen dem geborstenen Holz über den Boden kriechend auf Gretchen zu. Die gesplitterten Zähne der Kreatur schnappten schon nach Gretchens Bein.
Tristan zog die Klinge seines Gehstocks blank und schlug mehrfach auf die knorrigen Unterarme des hungrigen Mutanten ein, bis sie abgetrennt auf dem schlammigen Boden lagen. Doch der Mutant war nicht gewillt von seiner Beute abzulassen und fletschte weiterhin die Zähne nach dem zarten Fleisch von Gretchens Beinen. Also schlug Tristan so lange auf den Hals des Mutanten ein, bis der Kopf abgetrennt war. Tristan war erstaunt wie zäh diese Kreaturen waren. Dann flohen Gretchen und Tristan weiter in die Nacht.
Edward sah auf seine Taschenuhr. Zehn Minuten hatte Tristan gesagt. Die Hälfte der Zeit war um.
Amelia wirkte besorgt. Sie nestelte an ihrer Kleidung, während sie sprach.
„Wir werden doch nicht ohne Tristan und Gretchen gehen, oder?“
Edward brummte nur etwas unglücklich.
„Der Doktor weiß schon was er tut. Er hat zehn Minuten gesagt und auch zehn Minuten gemeint.“
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„Es ist nicht tot was ewig liegt,
bis das die Zeit den Tod besiegt.“
Und da geschah es, wie die Offenbarung des Antichristen selbst, wie das Aufbrechen der Pforten der Hölle, wie die Dämmerung des jüngsten Tages selbst.
Cthulhu erwachte aus tiefstem Schlaf, Bewusstsein und Leben kehrten in den leeren Koloss zurück.
Und die Grundfeste des Kosmos selbst erbebten. Ein Anblick, der Engel und Dämonen hätte verzagen lassen.
Kapitänleutnant Roland von Degingk salutierte vor Kapitän zur See Walter Gronenhagen, zackig.
„Melde gehorsamst Herr Kapitän zu See, auf der Insel scheinen Kampfhandlungen statt zu finden! Habe Signale eines Oberstabsarztes von Bredow empfangen, der einen C-t-h-u-l-h-u gemeldet hat. Tut mir leid so habe ich die Nachricht gelesen. Der Oberstabsarzt gab an, wir sollen volles Feuer auf das Cthulhu eröffnen.“
Gronenhagen nahm sein Fernglas und betrachtete die Spitze der Insel. Er entdeckte auch eine Gestalt die Lichtsignale gab. Das musste Oberstabsarzt von Bredow sein, der dort morste. Aber was, beim Barte des deutschen Kaisers, war ein Cthulhu?
Dann traf es Gronenhagen wie ein Faustschlag. Was er zu Erst für eine hässliche, gewaltige Statue gehalten hatte, war lebendig geworden. Gronenhagen sah wie Cthulhu umher rennende Menschen ergriff und verschlang, als wären sie eine Handvoll gebrannter Mandeln.
Kommandos wurden gebrüllt, die Männer gingen sofort auf Gefechtsstation. Gronenhagen war klar, selbst wenn sie dabei alle sterben sollten, dieses Ding, dieses Cthulhu musste vernichtet werden. Gronenhagen setzte sich selbst hinter eines der mächtigen Bordgeschütze der Siegrune.
Aus "Arkham Sanatorium" Teil 1, drittes Buch der gelben Serie
Felixe sprach mit einem Lächeln, während er Violette beobachtete.
„Lesen Sie weiter und lesen Sie in Ruhe. Und dann lesen Sie es noch einmal. Sie werden feststellen, man Unterschätzt das Genie des Autors leicht.“
Doch Violette hörte dem lächerlichen Felixe bereits nicht mehr zu. Violette bemerkte auch nicht, wie sich Felixe verabschiedete und seiner Wege ging. Denn vor Violettes geistigem Auge entfaltete sich bereits die Bühne und die Szenen zu dem König in Gelb. Und Violette begann bereits, zu Camilla zu werden, dachte und fühlte sich in die Rolle ein.
Violette war in ihrer kleinen Wohnung. Sie saß auf dem altmodischen Sofa und schnaubte vor Wut.
„Der erste Akt, dieser verfluchte Narr hat mir nur den ersten Akt gegeben!“
Nachdem Violette mehrmals Felixe wutentbrannt, aber höchst erfolglos, angerufen hatte, war Violette bereit, einen Schritt weiter zu gehen. Wenn Felixe telefonisch nicht erreichbar war, würde Violette ihn eben wie die leibhaftige Nemesis selbst heimsuchen.
Violette hatte schließlich das altmodische, große, aber etwas heruntergekommene Theater erreicht. Als Violette eintrat, sah sie, dass alles noch im Auf- und Umbau begriffen war. Felixe kommandierte die Arbeiter herum, zwei alte Frauen reinigten die Polster der Sitze in den Zuschauerreihen.
Violettes hohe Absätze trommelten ein bedrohliches Stakkato auf dem Boden, als sie sich in Richtung der Bühne begab. Ein Stakkato das nicht weniger bedrohlich war, als das der MGs im letzten Krieg. Violette hielt auf ihr Ziel, Felixe Delacroix, geradewegs zu, wie ein Torpedo.
Felixe wirkte nun weder blasiert noch hochnäsig, als er auf der Bühne die Arbeiter anwies. Felixe wirkte wie der Vorarbeiter auf einer Baustelle.
Violette wurde bei dem Anblick zur rasenden Furie.
„Delacroix, Sie verdammter…!“
Mühsam schluckte Violette die Beleidigung herunter, welche ihr auf der Zunge lag.
„Sie haben mir nur den ersten Akt gegeben.“
Dann erhob Violette, als ausgebildete Schauspielerin ihre Stimme mit aller Macht und Lautstärke. Das ganze Theater war von dieser Stimme erfüllt. Zu jener Zeit hatten gute Schauspieler noch keine Mikrofone nötig.
„Wo ist der zweite Akt?!“
Violettes Stimme hallte durch das Theater, also wollte sie die Portale zur Hölle selbst mit ihrer Stimmgewalt einreißen. Was der Wahrheit vielleicht sogar ziemlich nahe kam.
Felixe ging in die Hocke, blickte von der Bühne zu Violette herunter.
„Ich habe den zweiten, den alles entscheidenden Akt. Aber wir besprechen das besser im Büro.“
Violette beherrschte sich und folgte Felixe ins Büro.
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In Glorias Geist klangen die letzten Zeilen des Liedes nach:
„Lied meiner Seele, meine Stimme ist tot;
Stirb ungesungen, wie auch ungeweinte Tränen
Trocknen und sterben sollen im
verlorenen Carcosa.“
Hatte Jason im ersten Akt noch das Phantom der Wahrheit, die bleiche Maske gespielt, so verkörperte er im zweiten Akt den König in Gelb höchstselbst.
König in Gelb:„Sehen sollt Ihr… Sehen sollt Ihr
… Sehen…bis Ihr Euch wünscht,
Euch Eure eignen Augen
aus dem Kopf zu reißen!“
Jason schien in der Rolle des grausamen, kraftvollen Königs in Gelb ganz aufzugehen, alleine seine zitternden Hände und sein von Tränen glänzendes Gesicht bezeugten Gloria etwas anderes.
Die Zuschauer rannten in Panik aus dem Theater…
Cassilda: „Habt Gnade, habt Gnade, erhört mein Flehen…“
Ein älterer, kräftiger Mann im Abendanzug kletterte an der Balustrade des Theaters empor, er kreischte wie ein Affe.
König in Gelb: „Den Triumphzug in Gelb wird nichts
aufhalten können.“
Camilla: „Mein Herz zerbricht, meine Seele muss zu
Grunde gehen, auf dem Grund des Sees von
Hali…“
Aus "Arkham Sanatorium" Teil 2, viertes Buch der gelben Serie
Wexler hatte eigentlich keine große Lust in die letzte Zelle zu gehen. Es war Zelle Nummer 9, die Zelle des frisch verlegten Harlekins. Der Harlekin war anstrengend und enervierend, da er stets Aufmerksamkeit erheischen wollte. Dennoch setzte Wexler seine Visite fort.
Als Wexler und Elisabeth die Zelle betraten, machte der Harlekin gerade einen Kopfstand auf seinem Bett. Niemand kannte den wahren Namen des Harlekins. Der Harlekin behauptete sogar, er selbst wüsste seinen Namen nicht mehr. Als der Harlekin Wexler sah, machte er einen Purzelbaum und quietschte dabei vergnügt. Dann verbeugte der Harlekin sich vor Wexler.
„Immer wieder ein Vergnügen, verehrter Doktor Frankenstein.“
Doktor Wexler brummte missmutig, der Vergleich mit Frankenstein schien ihm nicht zu gefallen. Der Harlekin kreischte grell auf, wie es seine Art war, vor Vergnügen. Dann kreischte er wieder sein hektisches ja ja ja ja. Wexler war genervt und sprach mit strenger Stimme.
„Benehmen Sie sich vernünftig, oder Sie müssen sofort wieder ins Behandlungszimmer!“
Der Harlekin setzte sich sofort brav auf die Bettkante, faltete die Hände und winselte in übertrieben gespielter Panik.
„Oh nein, nein nein nein großer Boss, mach das nicht, der arme Harlekin kann die Behandlungsfolter nicht ertragen!“
Wexler genügte es, dass der Harlekin sich scheinbar beruhigt hatte. Mit der üblichen Teilnahmslosigkeit setzte er das Gespräch fort.
„Wie geht es Ihnen heute? Sie wollten mir gestern doch etwas über Ihren großen Plan erzählen. Was war das?“
Der Harlekin nickte geschäftig.
„Sie wollen also etwas über den Masterplan des Harlekins wissen? Also gut, schließlich sind Sie ja einer von uns, Doktor Wexler. Ich habe den Samen all der gemeingefährlichen Irren hier stehlen lassen. Und zusammen mit meinem eigenen Samen hat er überall in den gesamten USA hunderte von Frauen geschwängert. Die Wiedergeburt der Welt wartet, die alte Welt soll bald enden. Es ist zeit, dass die kranke Sau von Welt endlich verreckt. Aber ich will keine Wiedergeburt. Es soll keine neue Welt geben, alles soll verrecken, verrecken. Ich habe eine ganze Bande von geisteskranken Mördern, die die Wiedergeburt der Welt verhindern wollen. Und Sie haben das ermöglicht, verehrter Doktor Wexler. Und selbst wenn mein Plan scheitern sollte, wird das Ende kommen. Die Saat der geisteskranken Serienmörder wird über die USA kommen und dann über die ganze Welt. Blutige Ernte wird es geben, die verdammten Unschuldigen sollen erst noch entwürdigt werden, bevor sie alle in der Gosse verrecken.“
Der Harlekin sprach ruhig und dennoch hatte seine Stimme einen Klang von wahnhafter Fiebrigkeit. Wexler schien das alles nur als die wahnhaften Ergüsse eines armen Irren abzutun. Der Psychiater machte sich noch nicht einmal Notizen zu den Worten des Harlekins. Der Harlekin fuhr breit grinsend fort.
„Sie denken ich bin verrückt? Sie halten mich für einen armen Irren. Aber ich bin mehr Realist, als Sie es je waren. Ich bin ein Genie der Endzeit.“
Keine Frage, der Harlekin war hochgradig wahnsinnig, aber nicht ohne eine gewisse Intelligenz. Dennoch langweilten Wexler solche Ergüsse. Viele Patienten hatten Allmachtsphantasien oder Verschwörungstheorien. Das war der Alltag für einen Psychiater und es langweilte Wexler. Doch Wexler war recht erstaunt, als Egidius die Zelle des Harlekins betrat. Egidius sollte doch in seiner Zelle eingeschlossen sein. Noch bevor Wexler seiner Verwunderung, oder seinem Ärger hätte Worte verleihen können, sprach Egidius bereits.
„Es ist Zeit Doktor Wexler. Der Milchmann fordert die Rechnung ein und es muss geschehen, was vorbestimmt ist.“
Wexler erhob sich wütend, sein strafender Blick traf die verantwortliche Krankenschwester, Elisabeth.
„Wie konnte der da frei kommen? Sind Sie zu dumm um die Türe einer Zelle richtig abzuschließen?“
Elisabeth Hodghkinson versuchte den Arzt zu beschwichtigen.
„Ich weiß nicht wie das passieren konnte, es...“
Wexler stürmte wütend an Elisabeth vorbei. Der Arzt nahm Egidius beim Arm und führte ihn zu seiner Zelle zurück. Elisabeth folge den Beiden Männern. An Egidius Zelle angekommen, stellte Wexler fest, dass die Zellentüre abgeschlossen war, so wie es auch sein sollte. Wie konnte das sein? Wexler stand an einem Punkt der Realität, den er nicht verstehen konnte. Er prüfte mehrfach das Schloss der Zelle. Aber kein Zweifel, die Türe war abgeschlossen.
Hinter Wexler tauchte Ralf wie ein großer Schatten auf. Ralf schlurfte langsam und schwerfällig über den Korridor. Wexler bemerkte es nicht einmal. Ralf hob schwerfällig und mechanisch den Arm, er hatte ein stumpfes Buttermesser in der Hand. Die Klinge blinkte einen Moment im Licht der Lampe. Endlich drehte Wexler sich um und sah die Gefahr. Doch der Psychiater war nur wütend, statt um sein Leben zu bangen.
„Was macht denn dieser hirnlose Schwachsinnige hier? Schwester!“
Dann stieß Ralf die Klinge in die Schulter von Wexler, kraftvoll von oben nach unten. Da das Messer stumpf war, war der Schmerz umso größer. Wieder schrie Wexler nach der Schwester, dieses Mal war es ein schmerzerfüllter Schrei. Ralf drehte sich um und ging bereits zu seiner Zelle zurück. Wexler fluchte innerlich, dafür würden Köpfe rollen.
Egidius sah Wexler mit großen Augen an, als er sprach.
„Sie haben nicht zugehört, Doktor.“